Kurzbericht zur Aktion „Wasser Marsch“
Ursprünglich war die Aktion „Wasser Marsch“ als Test für Erkenntnisse zur Erzeugung von möglichst realen Überflutungsbedingungen im Straßenraum gedacht. Doch über die Kooperation mit dem „Urban Water Interfaces“-Kolleg der TU Berlin ist daraus zusätzlich eine Messkampagne geworden.
Thematisch beschäftigen sich die Forscherinnen und Forscher mit Wasserqualität und den negativen Einträge von Schadstoffen in den Kanal. Bei der Beprobung wurde der Fokus auf Schwermetalle und aromatische Schadstoffpartikel im Straßenraum gesetzt. Vor allem die im „First Flush“, also die bei der ersten Wasserbenetzung oberflächlich gelösten Stoffe, waren von Interesse. Welche Schadstoffe der Regen wirklich von der Straße in den Kanal transportiert und welche Menge, ist nicht so einfach abschätzbar. Viele Faktoren, wie der Zeitpunkt des letzten Regens, aber auch Wind und sogar die Stärke des Regens haben Einfluss auf die Konzentration von Schadstoffen im Straßenabwasser. Die Erfassung von Messwerten ist daher in verschiedenen Szenarien wichtig für ein besseres Prozessverständnis.
Ein Ultraschall- und ein Drucksensor zur Erfassung des Füllstands im Straßenraum wurden außerdem für weitere Anwendungen im Projekt getestet. Im flachen Straßenraum halten sich die Turbulenzen in Grenzen, was die Messgenauigkeit deutlich erhöht. Weitere Versuche unter Simulation von Starkregen sollen folgen.
Die Ergebnisse und Erkenntnisse sind sehr erbauend. Die tiefsten Bereiche im Straßenraum lagen rund um die Straßenabläufe. Die Fließrichtung stimmte mit dem Geländemodell überein und die Abführung des Wassers funktionierte wie geplant. Ein im Parkverbot stehender Car-Sharing Jaguar hat zwar die Sicht eingeschränkt, doch machte er sich ganz gut für eine Referenzbeurteilung des Wasserstands am Reifen.
Der Ablauf gestaltete sich insgesamt als reibungslos. Nach einer spontanen Spülung der Straßenabläufe wurden die Absperrblasen gesetzt und die Hydranten an die Schläuche angeschlossen. Absperrblasen deshalb, weil eine Überflutung mit offenem Ablauf nicht ohne weiteres möglich ist. Da ist uns der echte Starkregen, was die Menge angeht, um einiges voraus. Die Autofahrer und der Lieferverkehr wurden durch die Arbeiten kaum behindert und einige interessierte Passanten und Anwohner konnten bei uns Antworten auf ihre Fragen bekommen. Mit an den Schläuchen angebrachten Düsen wurde die Straße zuerst mit einem geringen Durchfluss für das Sammeln der Wasserqualitätsproben beregnet. Anschließend wurde die volle Leistung der Hydranten, mit ca. 5 l/s pro Schlauch, zur Überflutung der Straße genutzt. Als der gewünschte Wasserstand von ca. 15 cm auf der Straße nach 20 Minuten erreicht war (ca. 13 m3) und das Wasser schon an mehreren Stellen auf die andere Straßenseite zu fließen begann, wurde das Experiment beendet und das Wasser kontrolliert abgelassen. Das Einstauverhalten hat gezeigt, wie schnell sich die Straße im Fall eines Kanalüberstaus mit Wasser füllen kann. Im Überflutungsfall bleibt also nicht viel Zeit Maßnahmen zu ergreifen.
Mit entsprechendem Vorlauf kann ein solches Experiment gemäß der gemachten Erfahrungen auch auf eine ganze Straße hochskaliert stattfinden. Dies würde dem Ziel der Validierung des Messkonzrepts aus SENSARE unter Realbedingungen im Fall des Ausbleibens von Starkregen im Projektzeitraum zumindest exemplarisch gerecht werden.
Ohne die großartige Unterstützung der Kanalbetriebstruppe aus der Cunostraße hätte dieses Experiment so nicht stattfinden können. Ein großer Dank an dieser Stelle noch einmal an den Kanalbetrieb. Danke auch für das Verständnis und die Unterstützung der Anrainer.